Zu Besuch bei den Waldohreulen (und erste Eindrücke meiner Nikon Z8)

Bevor ich ab Samstag wieder mit Christina fünf naturbegeisterte FotografInnen durch Island führe, möchte ich euch noch von den letzten Tagen berichten. Ich hatte die Gelegenheit, ganz in der Nähe meiner Heimat den Nachwuchs von Waldohreulen zu besuchen 😊

 

Das war ein tolles Erlebnis, das mich seit Pfingsten einnahm. Verbinden konnte ich das mit dem Test meiner neuen Kamera, der Nikon Z8, die ich gleich nach Texel geliefert bekam.

 

Nach meiner sehr umfangreichen Serie über die Uhus in 2021 kann ich sagen, dass die Lichtverhältnisse bei den Uhus noch absoluter Luxus sind im Gegensatz zu den Waldohreulen. Das lag zum einen am Habitat, zum anderen am Verhalten der Tiere. Sie wurden noch später aktiv als Uhus und hatten auch leider die Eigenheit, dass sich dann deutlich mehr zu bewegen. Das einzufangen ist aufgrund der benötigten Verschlusszeiten schwierig.

 

Dennoch fand ich die Tiere faszinierend und es macht immer Spaß, sich endlich mal wieder einer neuen Tierart zu widmen und nicht immer das Gleiche zu fotografieren.

 

Vielen Dank an dieser Stelle an Daniel und Kevin, die mit mir diesen schönen Ort geteilt haben.


Im Folgenden berichte ich noch kurz von meinen Eindrücken der Nikon Z8; das ist kein normaler Test, sondern ein Erfahrungsbericht, der eher für wenige BesitzerInnen von Z-Supertele interessant sein dürfte. Wer das nicht braucht, scrollt am besten zur Bilderserie runter 😉

 

Die Nikon Z8 entpuppte sich als deutlich interessanter als erwartet: denn erst einmal sollte sie vor allem meinen Reisen dienen, auf denen ich mein Supertele daheim lasse und als größtes Objektiv mein 400/4.5 mitnehme. Etwa bei der anstehenden Reise nach Island, bei der es primär um Landschaftsfotografie geht. Hier war die Z9 in den letzten anderthalb Jahren immer völlig überdimensioniert.

 

Außerdem brauchte ich einen Zweitbody mit sehr gutem Autofokus und Sucher (womit Z6II und Z7II ausschieden). Und zwei z9-Bodys bekomme ich nur sehr schwer verpackt, wie ich im März in der Arktis feststellen musste.

 

Soweit zum Anschaffungsgrund.

 

Bei meinen ersten Eindrücken wird es überhaupt nicht um die Bildqualität oder Funktionsweise der Z8 gehen. Sorry, aber das macht in meinen Augen wenig Sinn, bei einer Kamera, die den exakt gleichen Sensor, Sucher, Autofokus und Buffer etc etc wie die Z9 hat.

 

Zum Beispiel Steve Perry hat es ja auch neulich nochmal ziemlich anschaulich zusammengefasst, dass selbst die Schreib-(Buffer) sowie die Autofokusgeschwindigkeit genau gleich sind, siehe hier.

 

Lediglich den tollen Akku der Z9 hat sie nicht, und die SD-Karten-Option brauche ich nicht. Alles in allem war die Anschaffung für mich ein ziemlicher Nobrainer, endlich gibt es die „kleine Z9“. Erstmal sollte die Z8 also die Z9 ergänzen.

 

Dann kam aber der für mich überraschende Teil:

Da ich die letzten beiden Wochen also die Möglichkeit hatte, Waldohreulen zu fotografieren, nahm ich die Z8 einfach mal zur Wildlifefotografie zum Testen mit, zusammen mit meinem Z 600 TC-S.

 

Nun bin ich irgendwie immer davon ausgegangen, dass die große Z9 zu meinem größten Objektiv besser passt und die Gewichtsverteilung harmonischer ist. Diese Annahme war schlichtweg falsch, wenn man, wie ich, nicht unbedingt den Hochformatgriff braucht.

 

Um es gleich mal auf den Punkt zu bringen: nach nur wenigen Stunden Fotografie mit der Z8 war mir klar: die Z9 kommt weg. Und eine zweite Z8 ins Haus. Warum?

 

Das Handling, die Gewichtsverteilung der Kombo sowie die Gewichtsersparnis sind dermaßen gut, dass sich mein Z600 gefühlt ein ganzes Kilo leichter anfühlt, de facto sind es immerhin 460g (inkl. für meine Fotografie obligatorischem L-Winkel)!

 

Hier wirkt neben der deutlichen Gewichtsersparnis nochmal die bessere Gewichtsverteilung: Ja genau, ich schrieb die BESSERE Gewichtsverteilung!

 

Das hängt auch von der Art der Freihandnutzung ab, darauf muss ich näher eingehen: wenn ich die Kamera freihand nutze, liegt der vordere Teil meines (Kirk-) Ersatzfußes immer auf meinem Handballen und mit den Fingern gebe ich dem Objektiv zusätzlich seitlichen Halt (btw, es gibt alte Objektive und Ersatzfüße, die so hoch aufbauen, dass ich nicht mit den Fingern ans Objektiv komme, das ist glücklicherweise mittlerweile sehr gut gelöst). Das machen viele so, es gibt aber auch andere Techniken.

 

Ich könnte den Objektivfuß auch mittig auf den Handballen legen (dann wäre es an der Z8 perfekt ausbalanciert), doch ich mag es, Hand und Finger nach vorne gerichtet zu halten, das gibt mir noch mehr Stabilität, ist sicher Geschmacksache.

 

So oder so liegt das Gewicht dabei fast vollständig auf meinem Handballen:

Ich habe es nun explizit verglichen: wenn ich in dieser Haltung die hintere (rechte) Hand an der Z8 loslasse, kippt die Kombo immer noch zur Kamera, nach hinten! Bei der Z9 ist das Ganze deutlich back-lastig und zieht stark nach hinten.

 

Ich könnte die linke Hand am Kirk auch noch ein ganzes Stück weiter hinten platzieren und die Gewichtsverteilung mit der Z8 wäre dann sogar perfekt in Waage. Dieser Punkt begeisterte mich in der Praxis und fühlt sich viiieeel besser an, wenn man freihand fotografiert!

 

Nach den vielen Stunden mit grenzwertigen Belichtungszeiten bei den Eulen bin ich mir außerdem sehr sicher, die Kamera durch das halbe Kilo weniger auch noch etwas ruhiger halten zu können.

 

Diese Rechnung geht vermutlich nicht mit den schwereren Vorgängermodellen wie dem 600 FL auf, aber mit dem TC-S absolut, vermutlich auch mit den anderen Z-Supertele.

 

Bleibt in meinen Augen eine einzige Frage: benötige ich den Hochformatgriff? Wie schon in meinem damaligen Z9-Bericht beschrieben, kam ich selbst von der d850 und kam damit wunderbar klar – ich besaß zwar den BG, benutzte ihn jedoch kaum.

 

In den letzten anderthalb Jahren mit der Z9 habe ich mich tatsächlich beim (eher seltenen) Schwenk ins Hochformat nie mit den Hochformatknöpfen anfreunden können und die Kamera so benutzt wie jahrelang meine d850 ohne Batteriegriff. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich Jene, die von der D4/D5 kommen, sich damit schwer tun.

 

Ich habe auf diesem Bild auch mal eingezeichnet, wo der Schwerpunkt genau sitzt, in dieser Stellung ist die Kombo auf dem Flexshooter exakt ausbalanciert (mit dem Kirk-LP 72 am Objektiv, vier Peakdesign Clips und dem Smallrig L-Bracket an der Z8).

So, und das ändert sehr viel: plötzlich ist auch das Z600er deutlich besser freihand nutzbar und das Z400 4.5 viel viel harmonischer in der Kombo - etwas, dass ich in meinem Blogeintrag vom Dezember noch bemängelte.

 

Da ich schon danach gefragt wurde: klar, der Akku der Z8 fasst ja nur ca. 40% der Kapazität des Z9-Akkus und mir wäre ein größerer Akku lieber. Doch bei einem vollaufgeladenen Akku habe ich es auch bei der Z8 bei den 11 Fotosessions seit Pfingsten nicht ein einziges mal geschafft, den Akku während einer Fotosession (morgens oder abends, circa 2,5 Stunden) komplett zu leeren. Die theoretische Nettolaufzeit liegt wohl bei circa 2 Stunden (dauerhafte Nutzung). Ist für mich völlig OK.

 

Mit dem Smallrig-L-Winkel bin ich sehr zufrieden. Er wiegt ca. 132g, der Z9-Winkel war nochmal 20g schwerer. Der Z8 Winkel verlängert auch nochmal die Auflagefläche der Z8 für den Handballen um ca 1 cm. Das Gehäuse der Z8 ist damit groß genug und ich bin froh, dass es nicht kleiner konzipiert wurde, wie bei der Konkurrenz überwiegend üblich. Eine Gehäuse wie zum Beispiel das der Z7II wäre für die Tierfotografie in meinen Augen keine Option.

 

Last but not least hat der kleinere Body für mich auch einen Vorteil bei der Fotografie aus dem Auto (vom Bohnensack), die ich sehr viel betreibe, siehe auch meine letzten Blogserien. Bei meiner d850 habe ich das damalige 600er mit der linken Hand immer am schmalen Anfang des Objektivs festgehalten, direkt am Bajonett. Rechte Hand an der Cam. Das ging durch den Wulst des HF-Griffs bei der Z9 nicht mehr gut. Mit der Z8 klappt dies wieder.

 

Fazit: der Verzicht auf ein Hochformatgriff ist sicher nicht jedermanns Sache. Wenn man ohne das große Chassis leben kann, würde ich persönlich ganz klar die Z8 empfehlen, der Vorteil im Handling ist signifikant. In der Theorie hätte ich damit gehadert, in der Praxis fiel mir die Entscheidung extrem leicht.

 

Soweit also meine Eindrücke zur Z8. Anbei ein paar „Testbilder“ aus dem Wald; auch wenn die Lichtverhältnisse grenzwertig waren, hat es viel Spaß gemacht.

 

Alle Bilder wurden ausschließlich mit Lightroom entwickelt und entrauscht. Hab ausnahmsweise mal die Specs drunter geschrieben.

 

Viel Spaß mit der Serie und ich verabschiede mich für ein paar Tage in den Norden 🖐

Thomas

Z8 | Z600 | ISO 5.000 | 600mm | 1/250 Sec. | f/4.0 | 38 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 5.000 | 600mm | 1/250 Sec. | f/4.0 | 38 aus 45mp

Das Habitat der Eulen ist nicht einfach; meistens scheinen selbst im weichsten Abendlicht helle Lichtspots durch, die schnell Unruhe ins Bild bringen.

Z8 | Z600 | ISO 6.400 | 840mm | 1/400 Sec. | f/5.6 | 34 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 6.400 | 840mm | 1/400 Sec. | f/5.6 | 34 aus 45mp

An diesem Kopfportrait im letzten Abendlicht sieht man, wie niedlich bereits die ersten „Federohren“ aussehen.

Z8 | Z600 | ISO 6.400 | 600mm | 1/500 Sec. | f/4.0 | 42 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 6.400 | 600mm | 1/500 Sec. | f/4.0 | 42 aus 45mp

Dieser Ästling störte sich komischerweise nicht an den Blättern. Hier entschied ich mich bewusst für eine starke Unterbelichtung.

Z8 | Z600 | ISO 4.000 | 600mm | 1/250 Sec. | f/4.0 | 41 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 4.000 | 600mm | 1/250 Sec. | f/4.0 | 41 aus 45mp

Goldenes Licht scheint durch das Blätterdach.

Z8 | Z600 | ISO 8.000 | 840mm | 1/20 Sec. | f/5.6 | 25 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 8.000 | 840mm | 1/20 Sec. | f/5.6 | 25 aus 45mp

Dieser Blick faszinierte mich! Der Hintergrund war leider sehr nah und das Bild ist auch hälftig gecropped, so dass die Freistellung an der Grenze war…

Z8 | Z600 | ISO 10.000 | 600mm | 1/125 Sec. | f/4.0 | 43 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 10.000 | 600mm | 1/125 Sec. | f/4.0 | 43 aus 45mp

Hier mal ein Eindruck im Sonnenuntergang, wie dunkel es eigentlich in diesem Wald ist.

Z8 | Z600 | ISO 8.000 | 600mm | 1/100 Sec. | f/4.0 | 40 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 8.000 | 600mm | 1/100 Sec. | f/4.0 | 40 aus 45mp

Häufig blickt man auch steil nach oben und wird leise beäugt.

Z8 | Z600 | ISO 6.400 | 600mm | 1/80 Sec. | f/4.0 | 40 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 6.400 | 600mm | 1/80 Sec. | f/4.0 | 40 aus 45mp

Skeptisch schauten die junge Eule zu mir rüber.

Z8 | Z600 | ISO 10.000 | 600mm | 1/100 Sec. | f/4.0 | 34 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 10.000 | 600mm | 1/100 Sec. | f/4.0 | 34 aus 45mp

Ich habe sie zweimal sehr intensiv miteinander agieren sehen, dann halten sie ihre Krallen und spielen oder „kuscheln“ miteinander – wirklich toll, leider bewegen sie sich dann sehr stark und daher ist der Ausschuss bei den langen Belichtungszeiten sehr hoch.

Z8 | Z600 | ISO 10.000 | 840mm | 1/15 Sec. | f/5.6 | 37 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 10.000 | 840mm | 1/15 Sec. | f/5.6 | 37 aus 45mp

Leider hatten sie die Eigenheit, sich ab und zu auf in der Nähe befindliche Schienen zu setzen – ich hoffe, das geht auf Dauer gut 🤔

Z8 | Z600 | ISO 4.000 | 840mm | 1/80 Sec. | f/5.6 | fullframe
Z8 | Z600 | ISO 4.000 | 840mm | 1/80 Sec. | f/5.6 | fullframe

Sehr auf ein Eichhörnchen fokussiert schaute dieser kleine Ästling fokussiert nach vorne.

Z8 | Z600 | ISO 4.000 | 600mm | 1/320 Sec. | f/4.0 | 43 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 4.000 | 600mm | 1/320 Sec. | f/4.0 | 43 aus 45mp

Die Gene eines echten Jägers blitzen aber auch bei den jungen Eulen regelmäßig auf.

Z8 | Z600 | ISO 6.400 | 600mm | 1/15 Sec. | f/4.0 | fullframe
Z8 | Z600 | ISO 6.400 | 600mm | 1/15 Sec. | f/4.0 | fullframe

Das weibliche Alttier lebt an dieser Stelle sehr zurück gezogen.

Z8 | Z600 | ISO 25.600 | 600mm | 1/8 Sec. | f/4.0 | 44 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 25.600 | 600mm | 1/8 Sec. | f/4.0 | 44 aus 45mp

Diesem Bild sieht man die Entrauschung durch Lightroom natürlich stark an; dennoch finde ich es bemerkenswert was heutzutage technisch bei Iso 25.600 und bei einer Achtel Sekunde möglich ist.

Z8 | Z600 | ISO 12.800 | 600mm | 1/10 Sec. | f/4.0 | 31 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 12.800 | 600mm | 1/10 Sec. | f/4.0 | 31 aus 45mp

Neugierig.

Z8 | Z600 | ISO 16.000 | 600mm | 1/15 Sec. | f/4.0 | 35 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 16.000 | 600mm | 1/15 Sec. | f/4.0 | 35 aus 45mp

Vertrauliches.

Z8 | Z600 | ISO 4.000 | 600mm | 1/400 Sec. | f/4.0 | 39 aus 45mp
Z8 | Z600 | ISO 4.000 | 600mm | 1/400 Sec. | f/4.0 | 39 aus 45mp

Der Sonne entgegen.

Ich hoffe, die Eindrücke aus dem Wald haben euch gefallen, viele Grüße 🖐